Grammatik:    der  Bildsatz 

Optisches Grundprinzip

Grundprinzip der Grammatik: Ziel der Wortbildung der Lautbildschrift war es, ein Objekt durch eine Folge von Buchstaben möglichst gut nachzuzeichnen. Entsprechend ist es das Ziel der Grammatik, einen Sachverhalt durch ein Arrangement von Bildworten möglichst gut darzustellen.





Der Satz (Bildsatz)

Wir wissen bereits: Man schreibt senkrecht von unten nach oben. Eine Szene wie "Die Sonne steht über einer Tanne" läßt sich somit einfach ausdrücken:


      ai      lakikiti     efipe
da Tanne Sonne "Die Sonne steht über einer Tanne"

Man schreibt also Bildsymbole nacheinander hin, um eine ganze Szene darzustellen, so wie man Buchstaben nacheinander hinschreibt, um ein Bildsymbol darzustellen. (Schreibrichtung wie bekannt von unten nach oben, kleine Zwischenräume zwischen den Buchstaben, große zwischen den Wörtern). Man erhält so eine Schreibspalte, die gelesen wird, indem man einfach die einzelnen Bildsymbole nacheinander liest. Um Sätze akustisch eindeutig voneinander zu trennen, spricht man am Anfang jedes Satzes (= Szene) das nicht geschriebene Wörtchen ' ai ', das man mit "da" oder "da ist" übersetzt.



Doch wie kann man in obigem Bild darstellen, daß neben der Tanne ein Haus steht? Ganz einfach: Man stellt eine zweite Bildspalte, mit einem Haus, neben die erste. Am Anfang dieser Spalte wird das nicht geschriebene Wörtchen ' i ' gesprochen, das man mit "rechts davon ist" , "rechts" oder einfach "daneben" übersetzt. (Zur Erinnerung: Der Laut ' i ' repräsentiert kein Zeichen, er wurde bisher nur als Füll-Laut gesprochen, jetzt auch als Grammatikpartikel).


      ai      lakikiti     efipe                 i        omoke
da Tanne Sonne daneben Haus "Die Sonne steht über einer Tanne, daneben steht ein Haus"

Man kann weitere Spalten zu diesem Bild hinzufügen, an deren Anfang jeweils auch das Wörtchen ' i ' gesprochen wird. (Ähnlich wie man in der Lateinschrift jede Zeile unter die vorige schreibt, so schreibt man hier jede Spalte rechts neben die vorige). Man kann also mehrere Spalten mit Bildsymbolen zu einem größeren Bild kombinieren. Die Spalten dürfen verschieden hoch sein, beginnen aber alle an derselben Grundlinie. (Ähnlich wie in der Lateinschrift jede Zeile am linken Rand beginnt).
Die einzelnen Bildspalten in obiger Szene sind verschieden hoch. Man könnte das als Platzverschwendung betrachten. Doch in der Lateinschrift würde man diesen Platz benötigen für Wörter wie "über", "unter", "neben" oder Ausdrücke wie "da ist", "da steht", was umständlicher ist und einen höheren Schreib- und Lesaufwand verursacht. Außerdem ist die Lautbildschrift stärker verkleinerbar als die Lateinschrift - wegen der einfach geformten Buchstaben, die oft nur aus einem Strich bestehen.

Letztendlich kann man natürlich auch Bilder ( = Sätze) aneinanderreihen. So wie man jede Spalte rechts neben die vorige stellt, stellt man jedes Bild rechts neben das vorige, mit einem Zwischenraum von mindestens 3 Leerspalten. Wie bereits bekannt, wird am Anfang der ersten Spalte jedes Bildes das Wörtchen ' ai ' gelesen, am Anfang jeder anderen Spalte das Wörtchen ' i '. Dadurch kann ein Hörer, der den Text nicht sieht, die räumliche Anordnung der Wörter, Spalten und Bilder rekonstruieren.


Statt der Satzanfangs-Partikel ' ai ' könnte man die normale Spaltenanfangs-Partikel ' i ' verwenden, und ein zusätzliches ' i ' am Satzende sprechen. Dieses ' i ' würde eine Spalte erzeugen, die nichts enthält. Da sie - wie alle Spalten - von der vorigen und der folgenden Spalte (der 1. Spalte des nächsten Satzes) durch eine Leerspalte getrennt ist, hätte man zwischen zwei Sätzen also 3 Leerspalten. Statt   ' ai [Satz 1]   ai [Satz 2] '   spräche man also   ' i [Satz 1] i   i [Satz 2] i '.   Das wäre einerseits logisch schöner, andererseits wäre das doppelte ' i i ' zwischen zwei Sätzen wohl auf Dauer lästig.



Abstände:
senkrechter Abstand  zwischen  2 Buchstaben  eines  Wortes:  1 Strichdicke
senkrechter Abstand  zwischen  2 Worten         einer  Spalte:    1 Zeichenbreite
(max. Zeichenbreite, nicht Zeichenhöhe!)
waagrechter Abstand  zwischen  2 Spalten        eines  Satzes:   1 Zeichenbreite
waagrechter Abstand  zwischen  2 Sätzen:           mindestens    3 Zeichenbreiten
(besser 4 oder 5)


Es ist beim Sprechen nicht nötig, sich die Bildsymbole im Geiste vorzustellen - nur die räumliche Anordnung der Objekte ist wichtig. Deshalb kann jeder die Lautbild-Grammatik auch in seiner Muttersprache üben: Z.B. wird aus dem deutschen Satz "Da ist ein Mensch mit einem Weinglas am Gesicht" der Satz "Da Weinglas Menschengesicht". Dieser Satz verwendet deutsche Wörter, aber die Lautbild-Grammatik. Er läßt sich dann Wort für Wort übersetzen in die Lautbildsprache: " ai olifo ela ". Dieser Satz ist begreifbar auch ohne die Bildsymbole zu kennen, wenn man nur die Bedeutung der Worte kennt.



Weitere Satzbeispiele


              ai    ani     amimipi      ela          i              liliseni               i         liliseni
da Beine Umhang Gesicht rechts Getreidepflanze rechts Getr.pflanze "Da steht ein Mensch im Umhang, sein Gesicht ist sichtbar, neben Getreidepflanzen (Getreidefeld)"


             ai        fo              i         omimikine           i         olifo
da Schale rechts Weinflasche rechts Weinglas "Da ist eine Schale, daneben eine Weinflasche, dan. ein Weinglas"


                         ai        opo        limili
da Telefon Schall "Das Telefon klingelt"


             ai           kileloma            i           kifo         i         fikihipinine
da Notenständer rechts Pauke rechts Gitarre "Da ist ein Notenständer, daneben eine Pauke, daneben eine Gitarre"




  ai       o        efipe  i        o      i       o      i     folomoli   i       o       i    lilasi  i    lilasi  i       o
da Wasser Sonne > Wasser > Wasser > Segelschiff > Wasser > Palme > Palme > Wasser "Die Sonne steht tief über ebenem Wasser, ein Segelschiff befindet sich in der Nähe von (einer Insel mit) Palmen" (o = "ebene Wasseroberfläche", lilasi = "Palme", > ist Kürzel für das Wort "rechts")



Erweiterungen

Man könnte weitere grammatische Mechanismen für das optische Arrangement von Worten, Spalten und Sätzen definieren, z.B.:

- Ein optionaler größerer Zwischenraum zwischen Worten derselben Spalte: Wie Satz- und Spaltenanfangspartikel wäre er ein Wort, das gesprochen, aber nur als Zwischenraum geschrieben wird. Man erspart sich so das Wort e "Zwischenraum" (kurzer waagrechter Strich), das im Bild manchmal stört (manchmal paßt es auch gut ins Bild)

- Ein Spaltenanfangspartikel, der die Spalte etwas höher beginnen läßt als die vorige Spalte   (Bildbeispiel im Artikel Richtung und Perspektive)

- Ein Spaltenanfangspartikel, der die Spalte auf der Höhe beginnen läßt, wo die vorige Spalte endet

- Ein Satzanfangspartikel, der veranlaßt, daß dieser Satz über dem vorigen Satz geschrieben wird. (Dasselbe könnte man auch erreichen, indem man Wörter wie "darüber" oder "dahinter" als einzelnen Satz zwischen zwei Sätze stellt und das als Hinweis auffaßt, die Sätze übereinanderzuschreiben.) Man hat dann ein Gesamtbild aus mehreren Bildern übereinander, von denen jedes seine eigene waagrechte Basislinie (Zwischenhorizont) hat, z.B. eine Landschaft, darüber eine Wolkenschicht. (Mit dem Übereinanderstellen von Wörtern in Spalten, ggf. mit Zwischenraumwort, bekommt man das nie so genau hin).

Obige Mechanismen machen einerseits einen Text optisch präziser, leichter erfaßbar und akustisch kürzer (weniger Worte "Zwischenraum"). Andererseits machen sie einen Text schwerer lesbar (keine lineare Folge) und die bisher einfache Grammatik komplizierter. Deshalb verzichten wir im Moment auf diese Mechanismen. Auch ohne sie ist die Lautbildschrift-Grammatik leistungsfähig.



Die Benutzung der hier beschriebenen Mechanismen ist frei              Stand: 28.7.2006